Wirbelsäulenfraktur bei Sandy
Uns wurde die junge Hündin Sandy überwiesen, die sich bei einem Autounfall eine Fraktur ihrer Wirbelsäule zuzog. Infolge des Aufpralls kam es zu einer Verschiebung der Frakturenden, die das Rückenmark stark quetschten und zu einer Lähmung führten. Sie konnte mit Unterstützung noch stehen, aber nicht mehr selbständig laufen. In vielen Fällen weisen die Patienten bei so einem starken Rückenmarkstrauma ausgeprägte und irreversible motorische Schäden auf. Unsere Neurologen untersuchten Sandy gründlich. Sie wurde geröntgt und mittels Computertomographie gescannt. Dabei offenbarte sich das volle Ausmaß der Verletzungen, da nicht nur eine Verschiebung der Wirbelsäule sondern auch eine Trümmerfraktur des Wirbels vorlag.
Die Untersuchungsergebnisse ergaben, dass Sandys Prognose nicht aussichtslos war. Trotz ungewisser Erfolgschancen waren ihre Besitzer jedoch fest entschlossen, Sandy zu helfen und entschieden sich für eine Operation.
Derartige Eingriffe sind mitunter riskant und der Erfolg keineswegs gewiss. Um mögliche Risiken zu umgehen wurde der Eingriff von uns im Vorfeld genau durchgeplant. Wir entschieden uns für eine Stabilisierung der Wirbelsäule mit Entlastung des Rückenmarkes durch einen Fixateur interne. Während der Operation haben wir die Frakturzone freigelegt, die Enden reponiert, das Rückenmark entlastet und die Wirbelsäule schließlich stabilisiert. Hierfür wurden kleine Metallstifte in die fraktur-assoziierten Wirbelkörper eingebracht und gesamte Bereich mit einer aushärtenden Masse ausgefüllt. Hierbei ist Millimeterarbeit gefragt. Denn ein falsch positionierter Metallstift, kann zur irreversiblen Schädigung des Rückenmarkes und damit zum Misserfolg der Operation führen. Nach dem Aushärtungsprozess, der nur wenige Minuten dauert, ist die Wirbelsäule schließlich stabil.
Glücklicherweise verlief die Operation komplikationslos. Schon am Tag nach der Operation unternahm Sandy erste selbständige Gehversuche. Insgesamt musste die kleine Hündin fast zwei Wochen bei uns bleiben. Aber Geduld und Durchhaltevermögen der Besitzer sowie Sandys Kampfgeist zahlten sich aus. Am Ende ihres Klinikaufenthaltes konnte sie auf eigenen Beinen nach Hause laufen. Mittlerweile sind viele Wochen vergangen. Wir haben Sandy in diesem Zeitraum mehrfach nachuntersucht. Die letzte Röntgenkontrolle war unauffällig, und Sandys Lebensfreude ist vollständig zurückgekehrt. Herrchen und Frauchen sind glücklich, dass die kleine Hündin wieder fit ist. Auch wir haben die ganze Zeit über mitgefiebert und drücken alle Daumen, dass ihr noch ein langes und unbeschwertes Leben bevorsteht.