Persistierender rechter Aortenbogen (PRAA)
Im Februar wurde uns in der Tierklinik Achim „Pepper“, eine 9-Wochen-alte Australien Shepherd Hündin, vorgestellt. Sie litt unter Regurgitieren. Dieser Begriff bezeichnet in erster Linie das Zurückdringen von Nahrungbestandteilen aus dem Magen oder der Speiseröhre (Oesophagus) in die Mundhöhle und darf nicht mit Erbrechen verwechselt werden. Zudem berichtete die Besitzerin, dass „Pepper“ regelmäßig hustet. In der Allgemeinuntersuchung zeigte die kleine Hündin einen Entwicklungsrückstand im Vergleich zu anderen Hunden in ihrem Alter. Die Atemwege waren leicht belegt, darüber hinaus machte sie jedoch einen guten Eindruck.
Die Röntgenuntersuchung nach Kontrastmitteleingabe brachte die Ursache für „Peppers“ Probleme schnell ans Licht. Auf dem abgebildeten Röntgenbild ist eine deutliche Aussackung der Speiseröhre (Megaoesophagus), gefolgt von einer Engstelle vor dem Herzen, zu erkennen. Ursache hierfür ist eine angeborene Entwicklungsstörung, dem sog. persistierenden rechten Aortenbogen (PRAA). Dies hat zur Folge, dass der Futterbrei nicht ungehindert die Speiseröhre passieren kann. Das Futter sammelt sich vor der Engstelle, was wiederum zu einer allmählichen Erweiterung der Speiseröhre führt. Während die fortwährende Passagehemmung eine Mangelernährung der betroffenen Patienten hervorruft, birgt das Regurgitieren durch den Megaoesophagus die Gefahr, dass Futterbestandteile versehentlich eingeatmet werden (sog. Aspirationspneumonie). Dadurch entstehen häufig schwerwiegende und tödlich verlaufende Lungenentzündungen.
Leider ist bei den betroffenen Patienten, zu denen Hunde und Katzen gleichermaßen gehören, eine Operation unumgänglich. Nur dadurch lassen sich die Missbildung entfernen und die daraus resultierenden möglichen Komplikationen vermeiden. Also entschieden wir uns gemeinsammit der Besitzerin, den erforderlichen Eingriff vorzunehmen. Die Operation kann nur am offenen Brustkorb vorgenommen werden. Dabei wird die persistierende Rechtsaorta, die den Oesophagus umschlingt und zu seiner Einengung führt, durchtrennt und die umgebenen Verklebungen gelöst. Dadurch ist sie für aufgenommenes Futter wieder durchgängig. Leider bildet sich die Aussackung der Speiseröhre in den meisten Fällen trotzdem nicht vollständig zurück, so dass Folgekomplikationen auftreten können.
Mit dem richtigen Fütterungsmanagement führen die meisten Patienten jedoch ein ungestörtes Leben.
„Peppers“ Operation lief gut, es traten keine nennenswerte Komplikationen auf. Gegen die Schmerzen und Infektionsgefahr erhielt sie Medikamente, so dass sie sich rasch erholte und einige Tagen später entlassen werden konnte.
„Pepper“ hat sich seitdem gut entwickelt. Im März war sie zur Impfung bei uns.
Das gesamte Klinik-Team freut sich sehr, dass wir helfen konnten und „Pepper“ nun die Chance auf ein weitgehend normales Leben hat.