Magendrehung eines Bernhardiners

Notfall: Magendrehung

Anfang des Monats kam der 84 Kilogramm schwere Bernhardiner Nemo als absoluter Notfall in unsere Klinik. Er hatte einen extrem aufgetriebenen Bauch (‚Trommelbauch‘) und war sehr schlapp. Zu Hause versuchte er zu erbrechen ohne dass er etwas heraus würgen konnte. Nemo hechelte stark, zeigte Schmerzen und wurde zunehmend schwächer.

Durch das klinische Bild und die Röntgenuntersuchung stellten wir eine Magendrehung fest. Nun durfte keine Zeit verloren gehen, denn Nemo war in Lebensgefahr. Zunächst musste sein Kreislauf stabilisiert werden, danach kam er sofort in den OP. Durch die Drehung und die hochgradige Aufgasung des Magens kommt es zur Abschnürung lebenswichtiger Gefäße wodurch sich ein Schockgeschehen entwickelt und durch die verminderte Durchblutung Anteile des Magens oder die gesamte Milz absterben kann.

Bei der Operation wurde der Magen zunächst entgast, wieder in Position gebracht und per Magensonde entleert und gespült. Alle weiteren Organe wurden untersucht – sie waren zum Glück alle vital. Um ein Wiederauftreten der Magendrehung zu verhindern wurde der Magen an der Bauchwand fixiert. Nun konnte die Bauchwunde in mehreren Schichten verschlossen werden und Nemo langsam aufwachen. Doch er war noch nicht außer Lebensgefahr:

Durch den verdrehten Magen kommt es zu Blutstauungen im Bauchraum. Dadurch besteht die Gefahr einer Infektion und Endotoxämie (Vergiftung die durch den Zerfall von Bakterien verursacht wird. Die Bakterien enthalten Giftstoffe (Endotoxine), die nach dem Absterben ins Blut gelangen können). Außerdem entstehen durch die schwere der Erkrankung häufig Herzrhythmusstörungen, die eine ernsthafte postoperative Komplikation darstellen.

Nemo wurde von uns also intensiv überwacht und auch ein EKG wurde regelmäßig geschrieben. Es kam zu keinerlei Komplikationen und er konnte bald nach Hause entlassen werden. Zu Hause wurde Nemo weiterhin gut umsorgt und beobachtet. Zur Entlastung des Magens bekam er von Frauchen mehrfach am Tag kleine Mengen von mit Wasser vermengtem Futter. Er erholte sich prächtig und auch die Wunde heilte gut.

Inzwischen erinnert nur noch die Lange Narbe am Bauch an Nemos schwere Notoperation.

Wodurch kommt es zur Magendrehung?
Die genaue Ursache ist bislang noch nicht vollständig geklärt. Häufig kommen mehrere Faktoren zusammen:

  • meistens sind große Hunde betroffen, eine schmale und tiefe Brustkorbform begünstigt das Auftreten einer Magendrehung. Selten kommt/tritt sie bei kleineren Rassen oder Katzen auf
  • Als weitere Ursache wird auch eine herabgesetzte Magenendleerung diskutiert
  • ebenso ist eine genetische Prädisposition möglich
  • eine einmalige Fütterung und eine Fütterung aus einer erhöhten Position steigern das Risiko für das Auftreten einer Magendrehung

 

Röntgenbild einer Magendrehung: Deutlich zu erkennen ist der hochgradig aufgegaste Magen. Die Gewebefalte im vorderen Bereich beweist die Drehung des Magens.

Wie sieht eine Magendrehung aus?
Die Hunde versuchen zu erbrechen, können aber nichts heraus würgen. Durch die zunehmende Aufgasung erweitert sich der Bauch sehr stark, die Tiere zeigen Ruhelosigkeit, später Schwäche bis hin zur Apathie. Teilweise befinden sich die Tiere auch schon in Seitenlage und sind eingetrübt in ihrem Bewusstsein.

Was ist zu tun, wenn der Verdacht einer Magendrehung besteht?
Eine Magendrehung ist ein absoluter Notfall und es darf keine Zeit verloren gehen. Sie müssen sich so schnell wie möglich auf den Weg zu Ihrem Tierarzt machen, damit der bald eintretende Schock behandelt werden kann und alle weiteren Notfallmaßnahmen eingeleitet werden können. Informieren Sie Ihren Tierarzt noch bevor Sie losfahren oder während der Fahrt, welchen Verdacht Sie haben und wann Sie ankommen werden. Dies ermöglicht eine gute Vorbereitung in der Praxis oder Klinik und verhindert, dass unnötig Zeit verschenkt wird. Sobald Sie angekommen sind kann dann sofort mit der Stabilisierung und später mit der Operation begonnen werden.