Ovarialzysten bei Lotte

In unserem aktuellen Fallbericht wollten wir auf eine derzeit zumindest in Deutschland noch recht unbekannte Operationsmethode zur Behandlung von Eierstockserkrankungen und zur Vorbeugung ungewollten Nachwuchses beim Meerschweinchen aufmerksam machen. Der sogenannten Ovariektomie über die Flanke.

Vor allem Eierstockszysten treten bei sehr vielen weiblichen Meerschweinchen aus bisher noch unbekannter Ursache auf. Während die meisten Meerschweinchen durch ihre Ovarialzysten nicht eingeschränkt werden, kann es bei einigen Tieren zu einer übermäßigen Ausschüttung von Hormonen kommen. In diesen Fällen können die Tiere unter anderem einen symmetrischen Haarausfall (vor allem an den Flanken) aufweisen. Einige Zysten können auch solche Ausmaße annehmen, dass sie den Magendarmtrakt verdrängen, Schmerzen verursachen und zu einem aufgetriebenen Bauch führen.

Dies war auch bei Lotte der Fall. Die ansonsten putzmuntere 3 Jahre alte Meerschweinchendame hatte einen so stark vergrößerten Bauch, dass sie nicht mehr durch die Tür ihres Häuschens passte und zunehmend unbeweglicher wurde. Bei der Allgemeinuntersuchung konnten zwei große Umfangsvermehrungen ertastet werden, welche im Ultraschall als flüssigkeitsgefüllte Eierstockszysten identifiziert wurden. Lottes Gebärmutter war in der sonographischen Untersuchung zum Glück unverändert.

Abbildung 1 Große, mehrfach gekammerte, flüssigkeitsgefüllte Ovarialzyste

Als Therapiemöglichkeit kommt in solch einem Fall eine Punktion der Zysten mit Abziehen der Flüssigkeit unter Ultraschallkontrolle in Frage. Leider bringt dieser Eingriff keine langfristige Besserung da die Ovarialzysten sich meist schon nach kürzester Zeit wieder mit Zystenflüssigkeit füllen.

Die chirurgische Kastration stellt derzeit die einzige Möglichkeit zur dauerhaften Heilung von großen oder auch hormonell aktiven Ovarialzysten dar. Neben der „klassischen Kastration“, also der Entfernung von Eierstöcken und Gebärmutter über einen großen Bauchschnitt, können die Eierstöcke auch über zwei deutlich kleinere Schnitte links und rechts der Wirbelsäule entfernt werden. Eine Voraussetzung hierfür ist, dass die Gebärmutter unverändert ist, denn sie wird in dieser Operation nicht entfernt. Diese Operationsmethode ist im Vergleich zur klassischen Kastration schneller durchführbar und schonender für das Tier. Die kleineren Wunden heilen in der Regel zügig ab und auch die postoperativen Schmerzen sind geringer.

Auch Lotte war nach dem geglückten Eingriff schnell wieder fit und freut sich über den zusätzlichen Platz für Gras und Heu in ihrem Bauch.

Abbildung 2 Lottes rechte Ovarialzyste wird über einen kleinen Schnitt im Flankenbereich vorgelagert und entfernt.

 

Abbildung 3 Lotte war schon kurz nach der OP wieder fit. Die kleinen Schnitte im Rückenbereich heilen in der Regel schnell und komplikationslos ab.